Dienstag, 12. November 2013

Scenesters' Review: AIVERY

2013 wird als ein gutes Jahr in die Geschichte des Österreichischen Noise-Pop eingehen, konnten heuer doch unter anderem Bands wie Mile Me Deaf, die Sex Jams oder Robotra mit neuen Releases aufwarten. Die drei Wienerinnen von Aivery werden zwar noch nicht in einem Atemzug mit solch illustren Namen genannt, ihre selbstbetitelte Debüt-EP ist jedoch ein Schritt in diese Richtung.

Im August 2012 haben Aivery ihr erstes Konzert gespielt. Etwas mehr als ein Jahr später präsentieren sie nun in Form einer Seven-Inch ihre erste Veröffentlichung. Würde man diese Tatsache unkommentiert stehen lassen, so könnte man versucht sein zu schlussfolgern, dass es sich bei Aivery's Debüt um einen Schnellschuss handeln mag. Doch weit gefehlt. „Berlin“, der erste der vier Songs, gibt die Richtung vor und zeigt eine selbstbewusst auftretende Band, die es gekonnt schafft den Spagat zwischen Punk, Grunge und Pop zu schlagen. Denn obwohl die Gitarre zerrt, der Bass scheppert und das Schlagzeug nach vorne treibt, gelingt es Sängerin Franziska Schwarz ihrer Stimme den nötigen Platz im Lied zu geben und so die Melodie in den Vordergrund zu stellen.

Diese Tatsache zieht sich wie ein roter Faden durch alle vier Lieder. Egal ob sich Aivery in Grunge-Gefilden bewegen („Count“) oder, wie bei „Seperated“, mehr in Richtung Pop unterwegs sind, die Melodie geht nie verloren. Vor allem der letztgenannte Song ist ein perfektes Beispiel hierfür: durch besagte Pop-Elemente hebt er sich von den anderen ab, ohne jedoch auf bandtypische Noise-Einflüsse zu verzichten. Diese vermischen sich gut mit den eher ruhigen, von sphärischem Gitarrenspiel und untermalendem Schlagzeug getragenen Strophen. Gepaart mit persönlichem Text („Please don't think you're the one who has failed.“) wird „Seperated“ so zum hitverdächtigsten Lied der EP. 

Doch Aivery können auch in die andere Richtung ausschlagen, wie das tief im Punk verwurzelte „Secret“ zeigt. Sowohl die Saiteninstrumente (vor allem das eingängige Gitarrenriff) als auch das Schlagzeug haben einen rohen, an Live-Auftritte der Band erinnernden, Sound. Und auch die geschrienen Background-Vocals im Refrain tragen ihren Teil dazu bei und fallen positiv auf. Insbesondere deshalb, weil es das einzige Mal ist, dass Aivery mit mehreren Stimmen arbeiten – ein Element, das man sich, so eingesetzt wie bei diesem Lied, durchaus öfters vorstellen könnte. 

2013 wird als ein gutes Jahr in die Geschichte des Österreichischen Noise-Pop eingehen. Mit ihrem Debüt haben auch Aivery definitiv ihren Teil dazu beigetragen. 



Skala zum Glück: 7,9 / 10 

„Aivery“ ist als Seven-Inch auf Unrecords erschienen und wird unter anderem hier präsentiert:
- 20.11. Flex Cafe (Wien)
- 18.12. Postgarage (Graz)
- 09.01. B72 (Wien)

(c) B.L. Bonetti

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